Ein Freiwilligendienst prägt die eigene Zukunft in vielerlei Hinsicht. Für mich markierte er nach meiner Schulzeit den Beginn eines neuen Lebensabschnitts und vollzog einen mehr oder weniger radikalen Umbruch meiner Lebenssituation. Ein Freiwilligendienst bringt einen nämlich nicht nur dazu, seinen Erfahrungsschatz zu bereichern und den eigenen „Horizont zu erweitern“, wie es immer so schön heißt; es konfrontiert einen auch fast täglich mit Herausforderungen und zwingt einen zur schonungslosen Reflexion des eigenen Standpunkts in der Welt. Was die Teilnahme an einem entwicklungspolitischen Programm wie weltwärts in einem System globaler Ungleichheit bedeutet, wurde mir deshalb erst im Laufe der Monate so richtig bewusst, und im Rückblick war diese Erkenntnis in der ganzen Zeit womöglich sogar die wichtigste. Der Umbruch meiner Lebenssituation war deshalb vor allem ein Bruch mit meinem Blick auf die Welt und meiner privilegierten Rolle darin. Was damit einherging war eine Art Politisierung, die noch verstärkt wurde durch die angespannte politische Situation Kolumbiens in der Endphase des Friedensprozesses.
Als dann im Frühjahr irgendwann die Unibewerbungen anstanden, war für mich erstaunlicherweise relativ schnell klar, dass ich dieses politische Interesse auch nach dem Freiwilligendienst weiterverfolgen möchte. Ich bewarb mich an verschiedenen Unis und entschied mich schließlich für den Bachelor Politikwissenschaft in Berlin. Hier studiere ich nun seit drei Semestern und habe meine Entscheidung noch kein einiges Mal bereut – im Gegenteil. Der Freiwilligendienst ist für mich auch anderthalb Jahre später noch sehr präsent; durch mein Studium, aber vor allem auch durch meine Arbeit als studentische Hilfskraft bei VIA e.V. Und mit ein wenig Glück, komme ich auch in absehbarer Zeit noch einmal nach Kolumbien – diesmal für ein Auslandssemester.